Tatsächlich bleibt Gewalt gegen Kinder laut Studien oftmals im Verborgenen, weil die Täterinnen und Täter häufig die Menschen sind, die Kinder eigentlich beschützen sollten. Aufgrund ihrer emotionalen Abhängigkeit von den unmittelbaren Bezugspersonen kommen Kinder, die häusliche Gewalt erleben, in einen Loyalitätskonflikt, wie Experten betonen. Die Opfer tragen dann belastende Geheimnisse, Scham- oder Schuldgefühle. Nur selten sind Verletzungen - körperlich und auch seelisch - auf den ersten Blick sichtbar.
Stilles Leiden
Der Weg vom stillen Erdulden bis zur aktiven Hilfesuche ist zumeist sehr lang. Kinder senden oft indirekte Signale aus, um auf ihr Leid aufmerksam zu machen. Wichtig ist es also, auch die „stummen Schreie“ zu hören. Dabei ist es nicht einfach, die verschlüsselten Botschaften zu erkennen. Die Reaktionen hängen unter anderem von der Persönlichkeit und Erfahrungen ab.
Verdachtsfälle melden
Deshalb ist es umso wichtiger, dass Hilfe von außen kommt. Hat jemand einen Verdacht, soll jedenfalls die Behörde verständigt werden. „Verdachtsfälle können auch anonym bei uns gemeldet werden. Unsere geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen jeder Meldung nach“, erklärt Hannes Herbst von der Kinder- und Jugendhilfe der Bezirkshauptmannschaft Salzburg-Umgebung.

Verdachtsfälle sollen jedenfalls gemeldet werden. Das geht auch anonym.
Hannes Herbst, Kinder- und Jugendhilfe
Mögliche Signale und Symptome
Kinder reagieren oft mit Aggression, Rückzug oder Teilnahmslosigkeit oder können sich auch unauffällig verhalten. Verletzungen wie zum Beispiel Blutergüsse oder Quetschwunden, psychosomatische Beschwerden, Kopf- und Bauchweh, selbstverletzendes Verhalten, Essstörungen, Schulprobleme und andere Signale können als Symptome gewertet werden. Zugegeben: Diese können natürlich aber auch durch andere Problemsituationen des Kindes hervorgerufen werden, doch es gilt immer, aufmerksam zu sein.
Kreislauf der Gewalt
Neben den unmittelbaren Auswirkungen führen wiederkehrende Gewaltsituationen und chronischer Stress zu langfristigen gesundheitlichen Folgewirkungen bei Betroffenen. Sie reichen von körperlichen und psychischen Erkrankungen bis hin zu Suizidgedanken oder gar -versuchen. Sie erhöhen auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder selber zu Gewalttäterinnen und -tätern werden. „Daher ist es wichtig, den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen“, sind sich die Experten einig. REP210625_50 (grs/mel)